Evidenzbasierte
Medizin
Prof. Dr. Stefan Leucht
Das Konzept der "evidence-based medicine“ hält
zunehmend auch in die Psychiatrie Einzug. Hierbei geht es darum, mithilfe
randomisierter Studien, systematischer Reviews und Metaanalysen herauszufinden,
welche Behandlungsformen wirksam sind und welche nicht. Die Ergebnisse dieser
Arbeiten werden dann in sogenannten evidenzbasierten Leitlinien
zusammengefasst. Eine Schlüsselrolle in diesem Gebiet nimmt die Cochrane
Collaboration ein, die auf einer CD-ROM bzw. dem Internet (der sogenannten
Cochrane Library) solche Metaanalysen zur Verfügung stellt.
So werden am Centrum für Disease Mangement nicht nur kontrollierte Studien zur
Schizophreniebehandlung durchgeführt, sondern auch Metaanalysen (u.a. für die
Cochrane Collaboration) erstellt. Schließlich sind wir an der Bewertung und
Entwicklung nationaler und internationaler Leitlinien beteiligt.
Mitarbeiter: Maximilian Huhn, Dr. Anna Depping, Magdolna Tardy
Aktuelle Projekte:
Systematic review of systematic reviews on the efficacy of drug treatment and psychotherapy for psychiatric disorders
Meta-Analysis of Antipsychotic Drugs in Schizophrenia (MADS)
Protocol Quoting Habits of Meta-analyses.doc
Estimating % PANSS or BPRS responders from the mean and sd.xls
Protokol MTM treatment-resistant.doc
Psychoedukation / Complianceprogramme
/ Peer to Peer
Dr. Gabi Pitschel-Walz
Mangelhafte Compliance von Patienten stellt ein Hauptproblem
bei der Therapie chronischer Erkrankungen dar. Im Centrum für Disease Mangement
werden Psychoedukationsprogramme und Compliance-fördernde Programme entwickelt,
evaluiert und in den Behandlungsalltag implementiert. Einen besonderen
Stellenwert haben dabei Psychoedukationsprogramme, die von Betroffenen geleitet
werden (Peer-to-Peer).
PD Dr. Johannes Hamann, Dr. Rosmarie Mendel, Prof. Dr. Rudolf Cohen
Versorgungsforschung
beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung der
Patientenversorgung unter Alltagsbedingungen. Dabei widmet sich
Versorgungsforschung der sogenannten „letzen Meile“, d.h. der Umsetzung von
medizinischen Interventionen und Innovationen in die Patientenversorgung.
Eines der wichtigsten
Hindernisse beim Erreichen optimaler Behandlungsergebnisse ist der sogenannte
Efficacy-Effectiveness Gap. Mit diesem Begriff bezeichnet man die Tatsache,
dass die für ein bestimmtes medizinisches Problem wirksamste Behandlung in der
Versorgungsrealität oft nicht durchgeführt wird und die nach dem derzeitigen
Wissensstand eigentlich erreichbaren Behandlungsergebnisse in der
Routineversorgung oft nicht erreicht werden. Diese Defizite beim Transfer wissenschaftlicher
Erkenntnisse in die Versorgungspraxis können sowohl von den Behandlern (Ärzte
und andere Berufsgruppen) als auch von den Patienten (v.a. durch Non-Adherence)
verursacht werden und haben nicht nur unnötiges Leiden auf Seiten der Patienten
zur Folge, sondern auch unnötige Kosten infolge vermeidbarer Komplikationen,
längerer Liegedauer, höherer Wiederaufnahmerate, etc.
Die AG
Versorgungsforschung und Patientenorientierung beschäftigt sich deshalb mit
dem (Entscheidungs-)Verhalten der beiden wichtigsten Akteure, Patienten und
Ärzte. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen auf den Gebieten des
medizinischen Entscheidungsverhaltens und der Patientenorientierung (medical
decision making, shared decision making).
Depottherapie der
Schizophrenie
Dr. Stephan Heres
Die Depottherapie der Schizophrenie birgt mehrere Vorteile
gegenüber der Behandlung mit der Tablettenform der Antipsychotika. In der
Optimierten Ambulanz für Schizophrene Erkrankungen (OASE) werden diese Vorteile
weiter erforscht und die Depottherapie mit ergänzenden
Compliance-unterstützenden Therapieverfahren kombiniert. Im Sinne des Medical
Decision Making und des Shared Decision Making spielt die Erforschung der
Einstellungen der Patienten und Ärzte gegenüber der Depottherapie eine zentrale
Rolle, um diese Therapieform weiter klinisch zu optimieren und den Bedürfnissen
der Patienten anzupassen.
Dr. Werner
Kissling, Romain Beitinger, Dr. Stephanie Müller
Das
Programm für seelische Gesundheit ist eine neuartige Form der Versorgung
psychisch erkrankter Menschen (Integrierte Versorgung nach § 140a ff SGB V). Ziel
dieses Programms ist es, den Krankheitsverlauf durch Compliance-fördernde
Maßnahmen günstig zu beeinflussen. Verschiedene Interventionen werden
hinsichtlich ihres Einflusses auf die Compliance und den Krankheitsverlauf
evaluiert:
- Casemanagement
- Krisenmanagement
- Remindersysteme
unter Zuhilfenahme moderner Kommunikationsmittel
- Psychoedukation
in Gruppen und in Einzelsitzungen
- Psychoedukation
für Angehörige und Bezugspersonen
- Medikamententraining
- Compliance-therapeutische
Einzelgespräche
- Vernetzung
der stationären und ambulanten Patientenversorgung
- Ernährungsberatung
- Sozialpädagogische
Betreuung
- Interventionen
zur Förderung der Tagesstruktur und des körperlichen Wohlbefindens
Klinische Studien
Von der medikamentösen Behandlung der Schizophrenie oder
Depression profitieren viele Patienten, jedoch leiden einige unter
fortbestehenden Symptomen oder störenden Nebenwirkungen. Die Entwicklung neuer
Antipsychotika und Antidepressiva ist ein langsamer Prozess, im Rahmen dessen
zahlreiche klinische Studien zur Beurteilung der Wirksamkeit und
Verträglichkeit der neuen Substanzen durchgeführt werden. Am Centrum für
Disease Management werden fortwährend mehrere solche Studien mit neuen
Präparaten, teilweise unter stationären, teilweise auch unter ambulanten
Bedingungen durchgeführt.
Mitarbeiter: Dr. Stephan Heres, Dr. Christian Schwarz, Dr. Stephanie Müller, Dr.
Julia Koch, Dr. Anna Depping, Dr. Tatjana Reichhart
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